Dass der Egderank der natürliche Feind des Social Media Managers ist, ist ja nichts Neues. Anhand eines einfachen Beispiels kann man aber gut sehen, wie sehr Posts zum Teil “gedrosselt” werden und das Publikum oft nicht erreichen.

Fallbeispiel

Heute wurde bei der Facebook-Seite von derStandard.at mit 116.000 (nicht auf ebay gekauften) Fans ein Bild gepostet und bekam 44 Likes.

Bildschirmfoto 2013-12-01 um 22.31.00Zeitgleich wurde das Bild auch beim Instagram-Account von derStandard.at mit  bescheidenen 438 Followern gepostet. Das verursachte 13 Likes (und ich hab es noch nicht mal selbst geliket ;-)!).

Bildschirmfoto 2013-12-01 um 22.30.33Facebook spielt ja schon lange unterschiedliche Posts unterschiedlich oft aus, das heißt die Posts werden nicht immer für gleich viele Menschen im Newsfeed sichtbar, wenn sie sich durch die Timeline scrollen. Das hat ja auch seinen Sinn, so will Facebook garantieren, dass die User nur relevanten Inhalt sehen, der viel Feedback bekommt.

Fazit

Dieses eine (nicht repräsentative) Beispiel zeigt jedoch, wie massiv die Unterschiede sein könnnen. Klar, ein Werbeposting wie dieses bekommt vielleicht nicht tausende Likes, im Vergleich zum Response auf Instagram muss ich aber in dem Fall davon ausgehen, dass auf Facebook das Posting von viel weniger Menschen gesehen wird, als angegeben und potenziell möglich.

Ich bin zwar schlecht in Mathe und ja, es gibt unterschiedliche Publika für unterschiedliche Netzwerke, aber: Facebook spielt sich da auf eine Art mit der Reichweite, da ist Kaffeesudlesen eine Wissenschaft dagegen. Im Übrigen ist die Kombination aus Punschtrinken und STANDARD-Lesen sehr zu empfehlen.

More
  • December 1, 2013
  • 2

Verschwörungstheorien kosteten mich immer nur höchstens ein müdes Lächeln. Bis zum Wochenende, an dem sich mir folgendes offenbarte:

Auf derStandard.at fand ich ein für Freunde der Sprache recht amüsantes Bild mit einem die Fantasie anregenden Tippsler:

oeamtc

So weit, so erheiternd. DANN aber ereignete sich etwa eine Stunde nach der ÖAMTC-Entdeckung etwas Erschreckendes. Bei der Lektüre einer der Erzählungen von Alice Munro stach mir DAS HIER ins Auge:

Bildschirmfoto 2013-11-04 um 21.38.25An Zufälle kann ich natürlich jetzt nicht mehr glauben. Es ist vielmehr die ergreifende Wahrheit, dass die Nobelpreisträgerin und der ÖAMTC sich bereits auf die Zombie-Apokalypse vorbereiten und Eingeweihte sich mit Schweinwerfern rüsten. So, jetzt wisst ihr es.

More
  • November 4, 2013
  • 10

Zugegeben, mir war Tschetschenien bis vor einem Dreivierteljahr ziemlich egal. Ok, als Slawistin wusste ich, dass es dort “Probleme” gibt und habe vielleicht den einen oder anderen Artikel, in dem Tschetschenien vorkommt, nicht sofort geskippt. Ein Zufall hat das aber geändert. Und zwar stolperte ich im phil über den Graphic Novel von Igort “Geschichten aus Russland. Der vergessene Krieg im Kaukasus”, kaufte und las ihn.

Bildschirmfoto 2013-10-14 um 18.47.27Dass ich beim Lesen körperliche Übelkeit empfand und den ganzen Tag quasi im Schockzustand verbrachte, hat bis jetzt kein Buch geschafft. Viel wichtiger aber: Ich wollte aufgrund dieses Buchs noch mehr wissen. Und damit es auch anderen so geht, entstand ein Schwerpunkt auf derStandard.at zum Todestag der kremlkritischen Journalistin Anna Politkowskaja. Großen Dank an Igort und seinen Verlag Reprodukt, die uns die Rechte für die Bilder gaben.

Das Ergebnis:

Auszüge aus dem Comic

Interview mit dem Autor

Timeline mit den wichtigsten Ereignissen im Tschetschenienkonflikt

Das Arbeiten mit Animationen, Graphic Novels, Games wird auch für die Aufarbeitung ernster Themen im Jouranlismus immer gefragter. Hier eine richtige Mischung aus Emotionalisierung und seriöser Informationsaufbereitung zu finden ist glaube ich eine der spannendsten Aufgaben derzeit. Und das ist erst der Anfang.

Weitere Tipps:

Guardian-Video zu Guantanamo

Interview zu Newsgames

NYT Stück “Tomato Can Blues”

Aus Österreich: großartige Arbeit von paroli-magazin.at

More
  • October 14, 2013

Ein ordentlicher Social Media Manager postet heute ein Katzenfoto. So soll es sein. Letztes Wochenende machte ich dieses Foto von einem Foto eines Aufständischen in Warschau. Sehr empfehlenswert: Das Museum des Warschauer Aufstands dort, Tickets vorher online kaufen, sonst steht man ewig in der Schlange. Schönen Katzentag noch!

Foto

More
  • August 8, 2013

Dieser Text erschien ursprünglich auf derStandard.at

Die Organisatoren von “Tanz durch den Tag” und “Kein Sonntag ohne Techno” über Chancen und Hindernisse

Man stelle sich vor, es organisiert jemand ein Event, das kaum beworben wird, und es wird ihm trotzdem die Bude eingerannt. Die wildesten Träume von so manchem Veranstalter werden für Formate wie “Kein Sonntag ohne Techno” und “Tanz durch den Tag” wahr, denn seit ein paar Jahren werden clubähnliche Events im Freien auch in Wien immer beliebter. Was mit ein paar Dutzend Leuten im Wald begann, zieht nun tausende Besucherinnen und Besucher an.

Zurück zur Natur: Rousseau hätte seine Freude

Das Konzept ist recht einfach: Draußen mit Clubmusik im weitesten Sinn spontan feiern, und zwar tagsüber und bei freiem Eintritt. In Berlin finden Events dieser Art schon länger statt, die deutsche Hauptstadt galt auch als Inspiration für hiesige Veranstalter. “Vor ungefähr drei Jahren hatten wir die Idee, ungenützte Räume auch in Wien lebendiger zu machen. Es sollte ein Gegenpart zur Clubkultur sein, es ist einfach schön, sich in der Natur zu bewegen”, erzählt Marissa Türk, die gemeinsam mit Jan Ernst zum Kernteam des Formats “Tanz durch den Tag” gehört. Ganz ähnlich erging es Max Müllner und Benedikt Fleischhacker, die “Kein Sonntag ohne Techno” organisieren: “Unser Grundgedanke war es, den Sonntag im Grünen zu verbringen und die Leute zum Rausgehen zu animieren”, so Müllner.

Die Nacht zum Tag machen

Dass die Events am Tag stattfinden, füllt gleich für mehrere Zielgruppen eine Lücke: Einerseits gibt es für After-Hour-Feieranten hin und wieder auch nach der Sperrstunde um sechs Uhr früh noch woanders einen Ort zum Feiern, andererseits freuen sich viele Berufstätige darüber, dass sie wieder einmal fortgehen können, ohne dass gleich der nächste Tag verloren ist. “Wir schenken bewusst keinen harten Alkohol aus und um 22 Uhr ist bei uns Schluss. So kann man am nächsten Tag fit aufstehen, und das lässt sich wunderbar mit Uni und Arbeit vereinbaren”, meint Fleischhacker. Während “Kein Sonntag ohne Techno” eher studentisches Publikum anzieht, wird bei “Tanz durch den Tag” auch ein spezielles Programm für Kinder geboten. Türk erläutert: “Unsere Events sollen für alle da sein: Familien, junge Eltern, Leute, die auch mal außerhalb des Clubs feiern wollen.” Das findet großen Anklang, mittlerweile veranstalten auch etablierte Clubs wie die Pratersauna Clubevents am Tag.

Müll und Masse: Wo es Probleme gibt

Was vom Konzept her bis auf die Musik wohl so manchen Alt-Hippie freuen würde, trifft in der Realität aber auf Hindernisse. Das bekannteste davon ist wohl die Müllproblematik: So lautete zum Beispiel bei einer Ausgabe von “Tanz durch den Tag” das Motto “Schütz das Wasser”. Das Publikum hat Umweltschutz aber zu einem großen Teil anscheinend recht wenig interessiert: Nach dem Event war die Wiese mit leeren Dosen und sonstigem Müll übersät. “Wir versuchen, die Leute dahingehend etwas zu erziehen, das ist aber natürlich schwer. Wir haben zum Beispiel zum spontanen Müllsammeln aufgerufen, da kam aber kaum jemand”, erzählt Türk ernüchtert.

Nullsummenspiel

Zudem bereiten die immer zahlreicheren Besucherinnen und Besucher, die ihre eigenen Getränke mitbringen und vor Ort kaum etwas konsumieren, den Veranstaltern Sorgen. Da die Bar die einzige Einnahmequelle der Events ist, müsse auch hier das zuvor für Anmeldung, Strom, Müllbeseitigung und Securities investierte Geld wieder reinkommen. “Wir machen das alle als Hobby und es ist wirklich ein Nullsummenspiel, das soll es aber auch bleiben”, behauptet Türk von “Tanz durch den Tag”.

Weil die Partys möglichst spontan stattfinden sollen, wurden auch nicht alle Events angemeldet. Folglich kam es zu Problemen mit der Polizei, und die Veranstalter mussten erhebliche Strafen zahlen. Erst die letzten zwei Events von “Kein Sonntag ohne Techno” wurden bereits vor Veranstaltungsbeginn von der Polizei verhindert und somit abgesagt.

“Erzwungene Professionalisierung”

Das soll aber der Vergangenheit angehören, glaubt man den Veranstaltern. Man habe dazugelernt und verstehe natürlich, dass bestimmte Bedingungen erfüllt werden müssen, heißt es auf beiden Seiten. Gleichzeitig wünsche man sich aber auch einfachere Bedingungen: “Die Auflagen sind einfach sehr hoch, und unsere Partys passen nicht wirklich in eine Schublade. Wir sind kein kommerzieller Großveranstalter im klassischen Sinn”, so “Kein Sonntag ohne Techno”-Organisator Fleischhacker. “Dass wir so schnell wachsen, ist Fluch und Segen gleichzeitig”, meint auch Jan Ernst von “Tanz durch den Tag”. “Mit dieser Größe müssen wir uns zwangsmäßig professionalisieren und werden auch Richtung Kommerzialisierung gedrängt. Dies möchten wir nicht zulassen, deswegen werden wir in Zukunft auf Crowdfunding setzten, um auch in Zukunft ohne Banner feiern zu können.”

Locationsuche

Sowohl “Tanz durch den Tag” als auch “Kein Sonntag ohne Techno” haben zudem Probleme mit der Locationsuche. Während “Tanz durch den Tag” einen permanenten Ort im Grünen sucht, der legal bespielbar ist, wird es bei “Kein Sonntag ohne Techno” noch etwas komplizierter. “Wir wollen jedes Mal einen anderen, besonderen Platz im Freien finden, aber die meisten Grünflächen sind gar nicht oder nur sehr schwer mietbar”, meint Müllner. Bei ihnen gestaltet sich die Suche nach einem Ort zudem noch schwieriger, weil sie sich ausgerechnet den Sonntag, den “Tag der Ruhe” als Veranstaltungszeitpunkt ausgesucht haben. Deswegen muss sichergestellt sein, dass es keine Anrainerprobleme geben kann.

Neue Herausforderung für die Stadt Wien

Beide Veranstalter haben den Eindruck, dass die bürokratischen Hindernisse zu groß sind. Die Fristen für die Event-Anmeldung seien zu lang und die Kosten für den Strom zu hoch, so Ernst: “Wir würden uns wünschen, dass die Stadt langsam versteht, wie sehr wir sie mit unseren Events bereichern. Was Wien mit sehr viel Geld zu konzipieren versucht, machen wir einfach so. Wir wünschen uns von einer Kulturstadt wie Wien hier mehr Unterstützung, indem die Bürokratie vereinfacht wird. Wir brauchen nicht mal Geld, sie sollen uns einfach machen lassen”.

Als Vorbild werden hier einzelne Städte in Deutschland und der Schweiz genannt, wo es seit kurzem einfacher ist, spontane Open-Air-Festivals anzumelden. Auf Nachfrage des Standard.at im Büro der Stadträtin Ulli Sima meinte die Pressesprecherin, dass noch kein Veranstalter an sie herangetreten sei. Im konkreten Fall müsse man sich das anschauen, generell gebe es aber klare Regelungen, und es würden Bewilligungen oft schon innerhalb einer Woche ausgehändigt. (Lisa Stadler, derStandard.at, 4.8.2013)

Lisa Stadler auf Twitter: @lisapetete

More
  • August 8, 2013

Dieser Text erschien ursprünglich auf derStandard.at.

Warum das Format Liveticker keineswegs ein journalistischer Verzweiflungsakt ist. Eine Lobpreisung

In der aktuellen Ausgabe der deutsche Wochenzeitung “Zeit” beschwert sich Kilian Trotier darüber, dass Online-Medien seit Monaten den Liveticker als neue Form der Berichterstattung testen würden. Für ihn ist das ein klares Zeichen des Hinterherhechelns, ein verzweifeltes Aufholenwollen und Kopieren der sozialen Medien.

“Wie nirgends sonst wird in ihm (dem Liveticker, Anm.) die Zerrissenheit des modernen Journalismus deutlich: Er muss die Angebotsformen für sein Publikum maximal diversifizieren und den Geschwindigkeitsrausch der neuen Taktgeber mitmachen, bis es nicht mehr schneller geht. Er muss beim Schritthalten mit der Ereignismoderne alle reflexive Distanz einziehen und das aktuelle zum Absoluten machen – auch wenn er weiß, dass er seine einstige Deutungsmacht am allerwenigsten mit Fast-Food-News im Liveticker-Format zurückgewinnen wird”, heißt es bei Trotier.

Der Journalismus und hier insbesondere der Online-Journalismus geht also laut Trotier mehr oder weniger den Bach hinunter, und der Liveticker ist eines der vielen Zeichen dafür. Dabei übersieht er aber eine Qualität dieses Formats, die mehr als geschätzt werden sollte: das kollektive Erleben nämlich.

Neue gemeinschaftliche Räume

Der große Vorteil – und wahrscheinlich sogar der wichtigste -, den der Liveticker den LeserInnen nämlich bieten kann, ist das gemeinsame Mitverfolgen und Erleben von Nachrichten. Ja, wir wollen zwar alle so schnell wie möglich von relevanten Ereignissen erfahren, aber das sollte sowieso eine Basisleistung von Online-Medien sein.

Viel spannender ist zu sehen, was andere darüber denken, oder auch einfach nur zu sehen, dass man bei der Informationskonsumation nicht alleine ist. Fußball, “Tatort”, aber auch das Hochwasser sind Dinge, die bewegen. Gerade deswegen tauschen sich die User auf Twitter und Facebook darüber aus und schaffen so virtuelle Beisln, Stammtische, an denen gelacht, gestritten und diskutiert wird.

Die LeserInnen schätzen das Format Liveticker deshalb so sehr (der Erfolg lässt sich leicht an Zugriffszahlen und tausenden Kommentaren messen), weil der individualisierte Medienkonsum, der auch aus individualisierten Lebensgestaltungen resultiert, kaum mehr kollektive Ereignisse zulässt: Jede(r) sieht die eigene Lieblingsserie dann, wann er oder sie will, und hört die geschätzte Radiosendung im Podcast nach.

Dass gerade bei großen Online-Medien die UserInnen wieder zusammenfinden, ist eigentlich amüsant – war das Zeitunglesen doch immer eine individuelle Angelegenheit, die Abschottung garantierte. Man denke an Familienmitglieder, die sich hinter der Zeitung verschanzen und somit als nicht mehr ansprechbar gelten.

Der Liveticker nimmt niemandem etwas weg

Abgesehen davon, dass der Liveticker zumindest bei derStandard.at bereits ein Kind der 90er Jahre ist, also keineswegs als “neu” einzustufen, unterstellt Trotier dem Format auch, dass es per se die “Deutungsmacht” des Journalismus untergrabe. Das mutet ein wenig eigenartig an – als habe je ein Liveticker eine kritische Analyse oder einen Hintergrundtext zum gleichen Thema verhindert.

Der angebliche Verlust der “Deutungsmacht” findet zudem einfach nicht statt. Geradezu das Gegenteil ist der Fall: Ein Liveticker ist in vielen Teilen Kommentar, Interpretation und Meinung, sowohl auf der Absenderseite als auch auf Userseite. Das Ganze noch dazu live zu betreiben ist noch dazu mutig, da hier keine Chefinstanz die Meinung der live Tickernden kontrollieren kann.

Dass auch dieses Format Grenzen hat, die etwa oe24.at beim Liveticker eines Begräbnisses überschritt, sollte sich von selbst verstehen und wird hier der Vollständigkeit halber am Rande erwähnt.

Schnelligkeit und kritischer Journalismus

Ja, die UserInnen wollen die Nachrichten so schnell wie möglich lesen, und das ist auch ihr gutes Recht, genauso wie es ihr gutes Recht ist, im Anschluss an Geschehenes Einordnungen, Kommentare oder Reportagen dazu zu lesen. Der Liveticker ist ein Format, das als wertvolle Ergänzung zu kritischem Journalismus gesehen werden sollte – mit dem Vorteil, dass er neue Formen der Gemeinschaft ermöglicht. Und wer jetzt sagt, dass Online-Gemeinschaften schräg sind, der findet es wahrscheinlich auch eigenartig, wenn sich Paare im Internet kennenlernen. Für jene gibt es zum Glück auch noch analoge Beisln. Dort verfolge ich dann den nächsten Fußball-Liveticker bei einem Schnitzel. (Lisa Stadler, derStandard.at, 10.6.2013)

More
  • July 25, 2013

Dieser Text erschien ursprünglich auf derStandard.at.

Das Veranstaltungsgesetz macht es Clubbetreibern in der Steiermark schwer – aber nur manchen

Die Betreiber des Parkhouse in Graz, einem Lokal mitten im Stadtpark, dachten nicht, dass es so schnell gehen würde. Dass Martin Aichmayer und Andreas Huber das neue Veranstaltungsgesetz in der Steiermark noch Mühe bereiten würde, hatten sie zwar schon geahnt. Als sie dann jedoch von einem Tag auf den anderen das DJ-Line-up für den gesamten Juli absagen mussten, konnten sie es selbst kaum glauben. Aber genau so kam es letzte Woche.

Bürokratische Hindernisse

Zum Verhängnis wurde dem Parkhouse eine Genehmigung zur Beschallung der Innenräume, die mit dem neuen Gesetz notwendig wurde. Diese fehlt dem Lokal nämlich; angemeldete Konzerte vor dem Gebäude sind hingegen erlaubt. “Wir empfinden das als Schikane. In unzähligen anderen Lokalen in Graz ist die Situation gleich, bei uns wird aber plötzlich genau geschaut. Die bürokratischen Anforderungen für kleine Lokale um diese Genehmigung zu bekommen, sind für uns zu groß”, kritisiert Aichmayer. “Fragt man den Bürgermeister direkt, ob er etwas gegen Musik im Stadtpark hat, verneint er das natürlich. Dann aber passieren solche Aktionen.”

Die Politik will nicht schuld sein

Aufseiten der Politik will an der Parkhouse-Problematik keiner die Schuld tragen. Während sich die Grünen mit Stadträtin Lisa Rücker in einer Aussendung auf die Seite der Veranstalter schlagen, verweist Thomas Rajakovics aus dem Büro von Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) auf FPÖ-Stadtrat Mario Eustacchio. Nagl selbst habe mit dem Veranstaltungsgesetz nichts zu tun.

Eustacchios Pressesprecher Ernst Brandl wiederum hält das Landesgesetz, das derzeit neu begutachtet wird, nicht für praktikabel und will es den Veranstaltern leichter machen, wie er gegenüber derStandard.at sagt. Er sieht aber wie auch der Betreiber des Parkhouse schwierige Zeiten für Events in Stadtparknähe kommen. Der Grund: ein neues Wohnbauprojekt.

Ein beruhigter Stadtpark als Ziel?

Beim Karmeliterplatz direkt beim Grazer Stadtpark entstehen in Kürze 70 “exklusive” Eigentumswohnungen. Das Projekt “Pfauengarten”, vermuten manche GrazerInnen, könnte der Grund dafür sein, dass die Politik den Stadtpark zu einer beruhigten Zone machen will. Neben dem Wirbel um das Parkhouse soll laut Aussendung der Grünen auch ein Verkehrsgarten vom Park in eine Halle verlegt werden. Zudem werde für die Kulturinstitution Forum Stadtpark ein gediegener Kaffeehausbetrieb angedacht.

Die Szene zeigt sich erbost

“Für solche Aktionen hat wirklich keiner in der Grazer Kulturszene Verständnis”, meint DJ Prinz Albert, der selbst auch schon im Parkhouse aufgelegt hat und einer der vielen ist, die sich dieser Tage auf Facebook über die Einschränkungen erbosen. “Plätze wie das Parkhouse braucht Graz einfach. Es ist nicht das erste Mal, dass hier gezielt kleine, eher alternative Lokale angegriffen werden”, sagt der DJ. “Wenn diese restriktive Kulturpolitik so weitergeht, ist vom Flair der Kulturhauptstadt 2003 bald wirklich nichts mehr übrig, und ich kann in DJ-Frühpension gehen, weil ich nirgends mehr auflegen darf.”

Während auf der einen Seite Großprojekte wie das Springfestival, Elevate und das Urban Art Forms Festival den Raum Graz in Sachen elektronischer Musik und Clubkultur bereichern, haben kleinere Lokale immer noch zu kämpfen.

Wie es mit dem Parkhouse weitergeht, ist derzeit unklar. Dass die aktuellen Probleme aber symptomatisch für eine verbotsorientierte Kulturpolitik in Graz seien, darin sind sich in diesem Fall Veranstalter und DJ einig. (Lisa Stadler, derStandard.at, 9.7.2013)

More
  • July 25, 2013

Dieser Text erschien ursprünglich auf derStandard.at.

Der deutsche Rapper will in seinem neuen Song die Grünen-Chefin Claudia Roth erschießen. Über die umstrittene Freiheit der Kunst

Sexismus, Rassismus, Hasstiraden, das sind wir alles schon gewohnt, wenn es um gewisse Ausformungen des Rap geht. Um also flächendeckende Berichterstattung zu gewährleisten, müssen neue Dimensionen her. K.I.Z. versuchten es jüngst mit ihrem Song “Ich bin Adolf Hitler”, so richtig schockierte das aber auch niemanden.

Bushido ging das Ganze schon gefinkelter an und hatte in Sachen Aufregerproduktion mehr Erfolg: Sein neuer Track “Stress ohne Grund” wurde innerhalb von zwei Tagen auf Youtube 1,2 Millionen Mal angesehen, bevor er gesperrt wurde und die Politiker Klaus Wowereit und Serkan Tören Strafanzeige gegen ihn erstatteten. Und zwar wegen der Strophe, in der Bushido den TV-Moderator Oliver Pocher körperlich angreift, er sich wünscht, dass Serkan Tören stirbt, und die deutsche Grünen-Chefin Claudia Roth erschießt.

Ob der Stil Bushidos nun künstlerisch wertvoll ist oder nicht, darf an anderer Stelle diskutiert werden. Die Frage, an der sich die Geister scheiden, lautet nun: “Darf Bushido das überhaupt, und ist das noch Kunst?”

Bushido, der neue Schlingensief?

Dass auf einer Bühne der Tod eines aktiven Politikers geschildert wurde, regte schon im Jahr 2000 auf, als im Grazer Schauspielhaus in Schlingensiefs Inszenierung “Schnitzler’s Brain” auf der Bühne “Tötet Wolfgang Schüssel” skandiert wurde. Damals ging der Streit zugunsten des Künstlers aus, Schlingensief produzierte bis zu seinem Tod 2010 noch zahlreiche weitere Skandale und gilt heute gemeinhin als einer der wichtigsten Künstler im deutschsprachigen Raum.

Kontext is king?

Kann der zweifelhafte deutsche Gangsta-Rapper Bushido nun mit dem in der Hochkultur verorteten Wagner-Inszenierer Schlingensief gleichgesetzt werden? Hier kommt das Argument der Rezeption ins Spiel: Im Grazer Schauspielhaus versteht doch wohl jeder, dass ein Mordaufruf nicht ernst gemeint ist, die Bushido-hörende Deutschrap-Jugend sieht das sicher anders, könnte man meinen. Hier wird aber übersehen, dass gerade im Gangsta-Rap eine vor Brutalität strotzende Fantasiewelt zentral und Teil des “Spiels” ist. Das verstehen meist auch die zwölfjährigen HörerInnen, die sich womöglich am Tabubruch erfreuen und die brutale Fiktion als Ventil sehen – wie etwa das Konsumieren eines Quentin-Tarantino-Films.

Autor vs. Kunstfigur

Wenn also auf einer Theaterbühne zum Mord aufgerufen werden kann, in Computerspielen George W. Bush mit Schuhen beworfen und getötet werden kann, sollten demnach die Klage gegen Bushido keine Chance haben. Hier wird wohl die entscheidende Frage sein, ob Bushido eine Kunstfigur ist und inwiefern sie von Anis Mohamed Youssef Ferchichi (Bushidos bürgerlicher Name) zu trennen ist. Wie der Künstler im “ZiB 24″-Interview es selbst wortgewandt formuliert: Als Privatperson lehne er jede Form von Gewalt ab.

Gefahr des Missbrauchs eindämmen

Demnach könnte unter dem Deckmantel der Freiheit der Kunst jede extremistische Gruppe fröhlich ihre Ansichten in Form von Theaterstücken, Installationen, Spielfilmen, Games und Songs verbreiten. Dem entgegenzuwirken wurden Einrichtungen wie die deutsche Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien ins Leben gerufen, die entscheiden sollen, was erlaubt sein soll und was nicht. Weiters wird zu klären sein, ob das Recht der Kunstfreiheit von Bushido dem Recht der Ehre der Betroffenen, in dem Fall der Klagenden, voranzustellen ist.

Wie die Bundesprüfstelle und das Gericht auf die Klage Wowereits und Törens reagieren werden, wird eine der spannendsten Entscheidungen dieser Tage sein. Diese wird sowohl die Rolle des Kontexts in der Kunst als auch die Unterscheidung zwischen E und U widerspiegeln. (Lisa Stadler, derStandard.at, 16.7.2013)

More
  • July 25, 2013

Nach dem großartigen Debüt des FoodCamp letztes Jahr war die zweite Ausgabe natürlich ein Pflichttermin. Leider hatte ich nicht die Zeit, mir alle Vorträge anzuschauen, Highlights für mich waren auf jeden Fall die Session der famosen @katha_esskultur zu Zitrusfrüchten und Klaus Dürrschmid vom Department für Lebensmittelwissenschaften & -technologie über Sensorik und Kundenverhalten im Food-Bereich. Hier noch ein paar Schnappschüsse, danke und dreifacher Knicks!

Foto 1(1)

Megazitrone, nicht aus Tschernobyl. Handmodel: Thomas Weber

Zitrusflashmob

Zitrusflashmob

Zitrone. Ja. Wirklich.

Zitrone. Ja. Wirklich.

Erkenntnisgewinn

Erkenntnisgewinn

Palais Sans Souci, eine sehr sehr lässige Location

Palais Sans Souci, eine sehr sehr lässige Location

Link: FoodCamp

More
  • May 25, 2013
  • 8

Sechs Jahre ist es jetzt schon her, dass ETEPETETE beim springfestival den ersten Auftritt hatte. Auch dieses Jahr haben wir die Ehre unseren Geburtstag in unserer home base mit einem eigenen Abend zu feiern. Dieses Mal in Koop mit der wunderbaren Prasselbande und mit viel Liebe organisiert von @nanepetete. Als warm-up haben wir hier eine Playlist mit ein paar aktuellen Highlights, die meisten davon gibt es live bei unserem Halli Galli zu hören:
902992_646068988752848_140727952_o

More
  • May 10, 2013
  • 5