Social Media

Seit 1. Dezember habe ich eine neue Aufgabe bei derStandard.at, und zwar als Head of Audience and Traffic Management. Zugegeben, meine Chefin Gerlinde Hinterleitner und ich haben lange überlegt, wie wir einen besonders treffenden Bullshit-Bingo-Titel 😉 erfinden können, der möglichst fancy klingt, noch fancier sind aber die Tätigkeiten des Teams, das ich leiten darf: Gemeinsam mit meinen Kolleginnen Lisa Hanzl, Cristina Coconu, Sabine Henhapl und Barbara Hautzendorfer verantworte ich die Maßnahmen, die dazu führen, User auf die Inhalte von derStandard.at aufmerksam zu machen, sie dazu zu bringen, lange auf der Website zu bleiben und diese Inhalte dann womöglich auch noch mit anderen zu teilen.

Social Media, SEO, ditigales Marketing

Dazu gehören etwa smart SEO, intelligentes digitales Marketing, die richtige Analyse von Daten, die entsprechende „Verpackung“ von redaktionellen Inhalten für unterschiedliche Plattformen oder der passende Ton in sozialen Netzwerken.

Herausforderung

Was mich auch gleich zur meiner Meinung nach wichtigsten Herausforderung in diesem Job bringt: Gerade in Zeiten, wo viele Medien meinen, mit marktschreierischem Getue, nervigen Werbemitteln und der Überflutung von sinnlosen Kampagnen nach Klicks heischen zu müssen, ist es kein Leichtes, genau diese Klicks auch auf erträgliche, ja sogar angenehme und sinnvolle Art zu erreichen.

Ziele

Das ist aber genau unser Ziel: Ruhig bleiben, wenn andere hyperventilieren, nochmal (schnell ;-)) nachdenken, bevor andere schon twittern, Google, Facebook und Twitter weder verteufeln noch vergöttern und ein qualitativ hervorragendes Produkt an mündige und smarte LeserInnen zu kommunizieren.  Das wird oft schiefgehen und hoffentlich noch öfter funktionieren. Und darauf freue ich mich sehr.

Die richtigen Socken für den Erfolg muss ich bald noch kaufen.

Die richtigen Socken für den Erfolg muss ich bald noch kaufen.

Feedback? Immer gern an @lisapetete, lisa.stadler@derStandard.at oder sogar oldschool face to face.“

 

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  • December 19, 2016
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Die schon lange währende Debatte um die Frage, inwiefern Facebook Einfluss auf politische Entscheidungen hat, erfährt seit der US-Wahl neuen Aufschwung. KritikerInnen des sozialen Netzwerks orten fehlende Einsicht und ein Leugnen der Verantwortung. Mark Zuckerberg hat wiederum die Kritik als „ziemlich verrückt“ abgetan.

Um beide Positionen zu verstehen, gilt es einige Punkte zu beachten. Der wohl wichtigste dabei ist, dass Facebook sich nicht als Medium, sondern als Distributionskanal versteht. Wenn junge Mazedonier also fake News über Trump produzieren und diese über Facebook vertreiben, ist aus Zuckerbergs Sicht nicht das soziale Netzwerk zur Verantwortung zu ziehen, sondern jene, die die falschen Nachrichten schreiben. Ein plumper Vergleich: Wenn ein illegaler Waffenhändler seine Ware mit der Post verschickt, ist nicht der Briefträger der Böse, sondern selbstverständlich der Waffenhändler. Zuckerberg sieht wohl die mündigen Nutzer in der eigenen Verantwortung, verschiedene Quellen zu konsumieren und selbst deren Glaubwürdigkeit zu überprüfen.

Reichweite = Einfluss

Allerdings ist die Sache mit der Distribution eine etwas komplexere: Die riesige Masse an Facebook-Nutzern – derzeit 1,7 Milliarden weltweit – sowie die zunehmende Konzentration des News-Konsums über soziale Netzwerke wie Facebook ist nicht zu leugnen. Facebook wird sozusagen mit ungewollter Verantwortung konfrontiert, einfach weil sehr viele Nutzer fast nur mehr über die Plattform zu richtigen oder auch falschen Nachrichten kommen. Das massive Verbreitungspotenzial von Inhalten spielt also definitiv eine Rolle bei der Meinungsbildung. Außerdem hat Facebook mit Algorithmus-Experimenten bereits bewusst versucht, die Stimmung der User zu beeinflussen.

FotoFilter Bubbles sind nicht unbedingt ein Social-Media-Phänomen

Dennoch ist es zu einfach gedacht, Facebook als Hauptschuldigen etwa für das Trump-Desaster auszumachen. Denn Gerüchte, Falschmeldungen und einseitige Informiertheit sind leider schon viel älter als das Web 2.0. Man denke an so manche ÖsterreicherInnen, die seit Jahrzehnten ausschließlich die Kronen Zeitung abonniert haben, fest davon überzeugt sind, dass Flüchtlinge quasi alle Nichtsnutze sind und am Stammtisch kaum eine Gegenstimme hören. Sie brauchen keine böse Online-Echokammer, um zu ihren Einstellungen zu kommen. Verstärkt werden kann ihre Meinung aber sehr wohl, wenn sie aktiv nach Bestätigung im Netz suchen. Und diese ist heutzutage schnell gefunden. Bei einschlägigen Websites, aber auch bei Facebook-Seiten und Twitter-Accounts.

Busenblitzer sind banaler als Verschwörungstheorien

Deshalb ruft zum Beispiel Wired Deutschland Facebook dazu auf, den Facebook-Algorithmus so zu ändern, dass es den Nutzern leichter gemacht wird, falsche von echten Nachrichten zu unterscheiden und Quellen besser beurteilen zu können. Schließlich schafft es das soziale Netzwerk ja auch, Nacktfotos automatisch zu löschen. In einem System, in dem jeder einzelne Nutzer als Medium fungieren und jedes Posting potenziell viral werden kann, wird wohl auch die smarteste Text-Analyse Facebooks an ihre Grenzen stoßen. Es ist äußerst unrealistisch, dass Facebook als Wahrheits-Finder dienen wird, allein schon wegen der Komplexität der Inhalte.

Eine Bevorzugung von etablierten Qualitätsmedien im Facebook-Newsstream oder auch das Festlegen gewisser Faktoren für die Bestätigung des Wahrheitsgehalts einer Meldung ist aus Sicht vieler sicher wünschenswert – für Mark Zuckerberg widerspricht es aber vermutlich dem „egalitären Wesen“ Facebooks. Außerdem könnte genau ein solcher Algorithmus besonders fehleranfällig für etwa Investigativjournalismus sein, da dieser von der gängigen Berichterstattung abweicht. Und: Bekäme dann etwa die Kronen Zeitung so einen Vertrauensbonus von Facebook, weil sie zum Beispiel auch Vertriebsförderung in Österreich bekommt? Und wollen wir überhaupt, dass ein soziales Netzwerk bestimmt, was wahr oder falsch ist? Man sieht also recht schnell: Die Zensur von Brüsten ist bei 1,7 Milliarden NutzerInnen wesentlich einfacher als jene von unliebsamen Blogeinträgen.

Die Lösung: Vertrauen und Medienkompetenz

Gibt es also eine naheliegende Lösung für das Problem der Wahrheitssuche auf Facebook? Vermutlich nicht. Der Ausbau von Kooperationen zwischen ernstzunehmenden Medien und Facebook kann ein Beitrag dazu sein; die Konzentration auf die Schulung von Medienkompetenz in allen Altersgruppen ein anderer; und womöglich endlich die Erkenntnis der Medien, dass sie NutzerInnen erreichen müssen, die ihre Filterbubble genau so lieben wie sie ist. Ein Durchbrechen dieser Bubble ist also eine Herkulesaufgabe.

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  • November 13, 2016
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Ein Facebook-Post sagt mehr als tausend Worte. Ich freu mich.

Wegen dieser ganzen Zeitverschwendung auf Facebook bin ich bei Werbeplanung.at als Onlinerin des Jahres nominiert. Da…

Posted by Lisa Stadler on Monday, November 9, 2015

 

Voten kann man hier in der Kategorie “Medienmacher”: http://werbeplanung.at/onlinerdesjahres

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  • November 9, 2015

Gestern hatte ich die Ehre beim Tag der Marktkommunikation in der Marx Halle sprechen zu dürfen. Besonderes Highlight war der Vortrag von “Werbe-Guru” Michael Schirner, der eine “lecture performance” hielt, hier nachzuerleben (Text und Bild führen durch die “Vorlesung”). Schirner betrachtet Werbung als Kunst und arbeitet daran, sich als Künstler, der als Experte gilt, abzuschaffen. Darauf spielt auch seine Serie Bye Bye an.

Eine Zusammenfassung meines Vortrags gibt es bei Werbeplanung.at.

Niklas Stadler (nicht verwandt, nur supriger Nachname) war so nett und hat diese Fotos zur Verfügung gestellt:

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Schirner plant derzeit eine neue Kampagne gegen AIDS. Berühmte Fotografen wie Jürgen Teller, Wolfgang Tillmanns, Inez van Lamsweerde, Anton Corbijn, Steven Meisel, Nan Goldin werden sich beteiligen. (Caption: Genius Stefan Binder ;-))

 

 

 

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  • October 14, 2015

Einer der Riesenvorteile an „Urlaub“ (Duden: in Betrieben, Behörden, beim Militär nach Arbeitstagen gezählte dienst-, arbeitsfreie Zeit, die jemand [zum Zwecke der Erholung] erhält) ist ja, dass man wieder dazu kommt, Bücher (Duden: größeres, gebundenes Druckwerk; Band) zu lesen.

Eines davon, das mir untergekommen ist, stammt von Alain de Botton und heißt „Die Nachrichten. Eine Gebrauchsanweisung“. Der erste einleuchtende Grund, es zu konsumieren, leuchtet beschäftigten Menschen mit Aufmerksamkeitsdefizit sofort ein: Es ist nur rund 250 Seiten lang und großzügig gelayoutet (Bilder!). Nach ein paar Stunden Lektüre hat man also das Gefühl, etwas vollbracht zu haben und die Chancen sind groß, das Buch auch wirklich zu Ende zu lesen.

Buch, Print, #nofilter

Buch, Print, #nofilter

Der nächste Grund: Der Text führt all jenen, die hin und wieder mit Medien zu tun haben und die sich über deren Produktion beziehungsweise Konsumption Gedanken machen, einige erleuchtende Fakten vor Augen und bietet eine Idealvorstellung von Medien, die man diskutieren kann.

De Botton geht bei seiner Beschreibung der aktuellen Medienlandschaft dabei von KonsumentInnen aus, die generell Newsjunkies sind und dem aus meiner Sicht alten Schlag der LeserInnen/SeherInnen zuzuordnen sind: Nämlich jenen, die durch irgendeine Art von Tradition – meist in der Familie – gelernt haben, dass man bewusst täglich Nachrichten konsumiert. Das ist für mich schon einer der wesentlichen Punkte, bei denen der Autor etwas ganz Wesentliches vermisst:

Diese Menschen sterben nämlich aus. Blumig schreibt er: „In den entwickelten Wirtschaftsgesellschaften üben die Medien heute eine mindestens so starke Macht aus wie früher der Glaube. Die Berichterstattung taktet den traditionellen Tagesablauf mit unheimlicher Genauigkeit: Das Frühstück hat sich ins Morgenmagazin verwandelt, das Abendessen ist identisch mit der Tagesschau.“

Zum Glück für viele Medien gibt es zwar noch genügend Menschen, auf die das vielleicht zutrifft, ich persönlich kenne aber fast keine. Niemand in meinem Umfeld konsumiert Medien zu einem von den Medien festgelegten Zeitpunkt, sondern dann, wann er oder sie Zeit hat und dann geschieht das meistens zufällig über die soziale Netzwerke.

Wayne interessiert’s?

Das Interesse an Nachrichten schwindet massiv und zwar aus guten Gründen, die de Botton auch anführt: Wichtige Geschichten werden ohne Kontext und bruchstückhaft präsentiert, es fehlt an Einordnung, Meinung, dem „großen Bild“: „kein Wunder, dass wir uns langweilen“, so der Autor. Anhand der Bereiche Politik, Ausland, Wirtschaft, Prominenz, Katastrophen und Konsum werden Nachrichten analysiert und die Psychologie bei den Konsumenten hinterfragt. Was geschieht mit uns, wenn wir Geschichten über Promis lesen oder über einen Arzt, der sich aus dem 30. Stockwerk stürzt? Warum klickt niemand auf die Korruptionsgeschichte in Uganda? Und wie kann sich das ändern?

Attraktive Aufbereitung

Es kann „nicht darum gehen, die Menschen zu drängen, mehr „seriöse“ Nachrichten zu konsumieren; vielmehr sollten angeblich seriöse Nachrichtenkanäle wichtige Informationen so präsentieren, dass sie das Publikum wirklich ansprechen“, folgert de Botton. „Im idealen Medienunternehmen der Zukunft würden die anspruchsvollen Aufgaben der Kontextualisierung und Popularisierung so ernst genommen, dass Berichte über Fördergelder (fast) so aufregend wären wie über inzestuöse Kannibalen in Australien.“

Wir sind teils selbst schuld an der Wut

Dabei geht das Buch auf Bildsprache, Erwartungen des LeserInnen und auch auf die Wut in den Foren von Online-Medien ein. Diese hält de Botton für ein zum Teil selbstproduziertes Problem, das es jedoch auf Seiten der Berichterstattung zu bekämpfen gilt: denn die Medien präsentieren oft Probleme (gescheiterte Verhandlungen, Börsenstürze, etc.), verabsäumen aber die Schilderung der Komplexität dahinter. Dadurch fühle sich das Publikum einer Situation verständnislos gegenüber und sei entsprechend hoffnungslos. Das Resultat mitunter: Schimpf-Tiraden in den Kommentaren. (An dieser Stelle könnte ich jetzt noch einen halben Roman über weitere Gründe für Hate-Postings in Foren und Strategien für deren Bekämpfung anfügen, das mache ich dann in der Pension.)

Als Fazit geht aus „Die Nachrichten“ hervor, dass Medienmacher sich viel mehr an der Erwartungshaltung der LeserInnen orientieren und sich in ihre Lage hineinversetzen müssen: „Warum sollte ich diesen Text lesen?“ kann nämlich leider viel zu selten beantwortet werden. Zudem kommen die Artikel oder Beiträge selbst wenn die Frage beantwortet werden kann dann oft in unkonsumierbarem Zustand daher.

Genau der Punkt der Aufbereitung ist natürlich für die Verbreitung von seriösen Inhalten via Social Media essenziell: Darüber, wie man auf Facebook die Aufmerksamkeit für eine Reportage aus Syrien generieren kann, wenn man gegen eine Flut aus Partyfotos, Katzenvideos und Trash-Berichte antritt, zerbrechen wir uns bei derStandard.at täglich den Kopf. Manchmal gelingt es, viel öfter scheitern wir kläglich. De Botton liefert aber mit seinen Beispielen und dem Fokus auf die Psychologie des Nachrichtenkonsums gute Ansatzpunkte für den Arbeitsalltag, und das ohne ein einziges Mal „Social Media“, „Traffic“ oder „Google Analytics“ zu erwähnen.

 

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  • September 6, 2015

Zur Abwechslung mal ein Event-Tipp, den ich allen Kolleginnen ans Herz lege, denen Frauenförderung ein Anliegen ist und die im Berufsleben weiterkommen wollen.

Die Kolleginnen von Sorority haben in einigen Monaten Arbeit ein großartiges Festival auf die Beine gestellt, das ganz weit weg von Selbsthilfegruppen-Feeling und Esoterik-Seminar-Anleihen angelegt ist.

businessEs geht einfach darum, praktisches Wissen auszutauschen und gescheiter zu werden. Und nun zur shameless self promotion: Mein Workshop ist auch schon angekündigt.

Tickets gibt es ab 14. September!

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  • August 24, 2015