Am Donnerstag präsentierte das Sound:Frame Festival das Programm für 2012. Thema ist von 12.-22.4. das “Substructions” – Rahmenbedingungen.
Veröffentlicht auf KURIER.at am 2.3.2012.
Eva Fischer sattelte bei der Programmpräsentation für das “Festival for audiovisual expressions” das Pferd von hinten auf: Die Intendantin des Sound:Frame Festivals für audiovisuelle Kunst bedankte sich bei ihrem Team und stellte jeden einzelnen Mitarbeiter mit seiner Tätigkeit kurz vor. Nicht ohne Grund drehte sie die klassische Dramaturgie einer Pressekonferenz um: Bei der sechsten Ausgabe des Sound:Frame stehen nämlich der Unterbau, die Rahmenbedinungen, die “Substructions”, wie das Festival es selbst etwas sperrig benennt, im Zentrum. Das Thema habe sich ergeben, meint Eva Fischer, denn gerade dieses Jahr müssen viele Festivals mehr als sonst mit den Rahmenbedingungen auseinandersetzen, die ein Event überhaupt ermöglichen. Bei einigen kleineren Festivals ziehen Sponsoren ihre Gelder zurück, A1 hat etwa beim Crossing Europe Festival einen Rückzieher gemacht – und auch das Sound:Frame muss wegen ausfallender Unterstützungen kleiner werden. Statt fetten Locations wie der Ottakringer Brauerei und Party-Bim dorthin weicht man in den kleinen Morrison Club, ins Fluc, oder ins Brutaus.
Programm: Mehr Theorie, weniger Party
Inhaltlich teilt sich das Festival auf die Schwerpunkte Ausstellung, Konferenz und Live-Programmierung auf. Neu ist dieses Jahr die Ausstellungslocation MAK, die durch den jahrelangen Sound:Frame-Unterstützer und MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein zustande kam.
Zeit für das fröhliche Namedropping: Von 12.-29.4. zeigen im MAK die Künstler Robert Henke aka Monolake, Herman Kolgen, Tarik Barri, Rainer Kohlberger, depart, Jan Jelinek und Karl Kliem ihre neuesten Auseinandersetzungen mit Visuals. Dazu erscheint ein Katalog, in dem auch Textbeiträge rund um das Thema Nachhaltigkeit Platz finden. Als Inhaltsspender konnten unter anderen Thomas Weber vom Biorama Magazin und Christian Höller von der springerin gewonnen werden – sie sind mit anderen Who-is-Whos der österreichischen Kulturszene auch bei den Vorträgen und Diskussionen, die während des Festivals stattfinden, mit dabei. Von den rund fünfzig Artists, die bis jetzt für das Live-Programm feststehen, gehören musikalisch John Talabot (Permanent Vacation, Young Turks/Barcelona), Taylor McFerrin (Brainfeeder/NYC) und ein Showcase des Boiler Room zu den Highlights. Auf der Visuals-Seite, die ja beim Sound:Frame im Zentrum steht, setzt man heuer stark auf heimische Artists: Strukt, ENSCHA, kon.txt, LWZ oder Bildwerk sind mit mit von der Partie, aus Berlin kommen Gezwinele les Günfiés und eyefatiguè.
Das Sound:Frame wird erwachsen
War das Sound:Frame vor ein paar Jahren noch ein Musikfestival, das die Visuals in den Vordergrund stellte, ist es jetzt ein Kunst- und Theoriefestival mit Partyline. “Das Festival ist mit uns erwachsen geworden.” bestätigt Fischer diesen Eindruck gegenüber dem KURIER. Zum Erwachsenwerden gehört eben leider auch die Auseinandersetzung mit diversen Problemen, in diesem Fall sind es die erschwerten Rahmenbedingungen für Festivals mit Mut zur Nische. Anstatt sie auf Wiener Art niederzunörgeln, wird der Unterbau samt Problemen aufs Podest geholt und zur Rede gestellt. Gut so – und für die gute Party muss dann nach ernsten Diskussionen eben noch härter gearbeitet werden.