SXSW: Fünf Tech-Trends für 2014

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf derStandard.at.

In Austin, Texas, wurden Innovationen aus Tech, Musik und Film präsentiert

Mehr als 800 Speaker, 2.000 Konzerte, zahlreiche Filme und große Namen von Teilnehmern und Teilnehmerinnen wie Julian Assange, Chelsea Clinton, Edward Snowden, Adam Savage, Lady Gaga, Kanye West, Blondie und viele mehr machen die Konferenz South By South West (kurz SXSW) in Austin, Texas, zum Hotspot für alles, was sich in Sachen Tech, Film und Musik an Innovationen anbahnt. Die große Überraschung blieb in Sachen Technik dieses Jahr aus, dafür wurden aber viele kleinere Services und Tools präsentiert, die klare Trends fuer die nächsten Monate aufzeigen.

Bildschirmfoto 2014-03-21 um 19.06.21Privatsphäre schützen

Wenig überraschend ziehen die Enthüllungen von Edward Snowden technische Konsequenzen nach sich. Neue Services wie Ghostery ermöglichen es Usern mehr Kontrolle über ihre Privatsphäre online zu erreichen. Ghostery zeigt den Usern, welche Websites auf welche Daten zugreifen und berät gleichzeitig Unternehmen dabei, wie sie ethisch korrekt Userdaten nützen können und gibt Informationen über Data-Tracking weiter. Ein zweischneidiges Schwert, das aber mit bereits 20 Millionen Usern vielversprechend klingt.

Self-Tracking

Neben dem Wunsch über die Kontrolle der eigenen Privatsphäre boomen aber auch Self-Tracking-Tools, die genau das Gegenteil des Wunschs nach Privatheit repräsentieren. Das absurdeste, das auf der SXSW beworben wurde, war Nipple.io, ein Sex-Tracking-Tool. User können dort genau über ihr Sexleben Buch führen. Im Vergleich dazu wirken Gesundheits-Tracker und Sport-Tools wie ein alter Hut.

Nipple.io Werbung auf der 6th Street in Austin

Nipple.io Werbung auf der 6th Street in Austin

Kunden ausleuchten

Was Edward Snowden weniger gefallen wird: Die Privatsphäre aushöhlen können Unternehmen mit der fortschreitenden Technologie natürlich auch immer besser. Marketing-Tools, die die “Kunden immer besser kennen” Versprechen eine glorreiche Zukunft für Werbende und Firmen, die ihre Produkte an den Mann und die Frau bringen wollen. Eines davon ist Koupah, das Folgendes verspricht: “You walk into a store, tap your phone, and instantly the store employees know who you are and what your favorite foods or items are.” Das Produkt soll das Service in Geschäften verbessern.

Content Curation und fragmentierte soziale Netzwerke

Das Buzzword schlechthin bei der Konferenz war “Content Curation”. Die unzähligen Inhalte im Netz filtern und für User und Userinnen Sinnvolles auspucken, das wollen heutzutage mehr Services denn je. P. Diddy präsentierte am Mittwoch sein neues “Baby” – Revolt TV, ein “besseres” MTV, das dem Publikum neue Musik und Musik-nahen Content zeigen soll. “I call myself a curator cool”, so Diddy am Podium.

Den Überfluss an Inhalten besser darstellen will Sociyall, das die Social-Media-Plattformen mit einem eigenen Algorithmus abgrast und jedem User seine “Highlights” zeigen soll. So wird auf die Nachteile des Facebook-Algorithmus und der (noch) ungefilterten Netzwerke wie Twitter oder Instagram reagiert.

Was den Nachrichtenkonsum angeht, wird der Markt dezeit überschwemmt mit Services, die den Usern “ihre persönlichen Nachrichten” liefern. Facebook hat es mit Paper vorgemacht, vor wenigen Tagen startete der Yahoo News Digest oder die mittlerweile schon ältere App Circa. In ähnliche Richtungen gehen Plattformen wie delvv.com, das Suchen weiter filtert oder news bayou, das Nachrichten zu bestimmten Orten liefert.

Dazu kommen fragmentierte soziale Netzwerke, die frustrierte Nutzer der big names Facebook oder Twitter abziehen wollen. Egowall soll zum Beispiel das “wirkliche Ich” im Netz repräsentieren. Das spiegelt die Unzufriedenheit jener wider, die ihre virtuelle Identität in den etablierten Plattformen nicht ideal dargestellt sehen. Aroundwire.com wiederum soll ein neues soziales Netzwerk inklusive Handelsplatz sein, bei dem man keine Abgaben an die Plattform zahlen muss.

Neue Bezahlformate

Bitcoin war eines der großen Themen bei der diesjährigen South By South West. Im Panel “The Future Of Money” sprach Fred Ehrsam von Coinbase davon, dass 2014 mit hoher Wahrscheinlichkeit das Jahr sein wird, in dem man bei großen Supermarktketten wie Walmart mit Bitcoin zahlen kann. Obwohl erst vor kurzem die Bitcoing-Börse Mt. Gox pleite ging und es noch große Zweifel hinsichtlich der Sicherheit von Bitcoin gibt, setzen einige Experten auf neue Bezahlformate. Bei der SXSW unterstützte der Rapper Nas öffentlich Bitcoin. (Lisa Stadler aus Texas, derStandard.at, 14.3.2014)

  • March 21, 2014