March 2014

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf derStandard.at

Wie Instagram die generelle Berichterstattung und den Foto-Journalismus verändert

Als in Nordkorea 3G verfügbar wurde, begann David Guttenfelder, Fotograf für Accociated Press, einer der wichtigsten Nachrichten-Agenturen der Welt, seine Eindrücke von dort auf Instagram zu teilen. “Bei den ersten hundert Followern habe ich mich schon gefreut und mehr als zehn Likes waren der Hit”, erzählt Guttenfelder bei der SXSW am Sonntag. Mittlerweile erreicht Guttenfelder über Instagram rund 300.000 Follower und bringt ihnen so die Situation an Krisenherden näher.

David Guttenfelders (rechts) Fotos erreichen über Instagram mehr User als je zuvor

David Guttenfelders (rechts) Fotos erreichen über Instagram mehr User als je zuvor

Instagram wird von den meisten Usern für leichtes Entertainment und Lifestyle-lastigen Content (z.B. Cats of Instragram) genutzt, der ernste Inhalt von Accounts wie jenem von Guttenfelder, syrischen Oppositionellen oder dem Time Magazine werden aber genauso angenommen. Kira Pollack, die mitunter den Instagram-Account des Time Magazins betreut, betont, dass gerade die Mischung zwischen ernsten und unterhaltsamen Inhalten auf Instagram für die User interessant ist und gutes Feedback bekommt. Der Großteil des Contents des Time-Accounts ist aber dennoch eher leicht verträglich.

Aktualität

So wird bei Time immer mehr auf aktuelle Postings Wert gelegt. Das reicht von schnellen Reaktionen nach den Oscars oder den Grammys, was aufgrund der Beliebtheit der Fotos die Reichweite der Accounts steigert bis hin zu bewusster Berichterstattung über Instagram, bei der die Fotografen auch angehalten werden, auf ihren Instagram-Accounts zu posten. “Aus der Sicht des Journalisten ist Instagram ganz besonders spannend, da es so schnell ist. In der Sekunde, in der ich das Foto mache, ist es auch schon online und bekommt Feedback”, meint Guttenfelder.

Auswahl

Auf die Frage, welche Fotos er auf Instagram teilt und welche er mit seiner professionellen Kamera der Agentur weiterschickt, erklärt Guttenfelder, dass es Überschneidungen gibt, er aber nachdenkliche, subtile Inhalte eher auf Instagram teilt. Zusätzlich dient Instagram den Agenturen auch immer öfter als Quelle für Fotos, die von “normalen Bürgern” gemacht wurden. (Lisa Stadler, derStandard.at, 10.3.2014)

Links:

Cats of Instragram

David Guttenfelder

Time Magazine

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  • March 21, 2014

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf derStandard.at.

In Austin, Texas, wurden Innovationen aus Tech, Musik und Film präsentiert

Mehr als 800 Speaker, 2.000 Konzerte, zahlreiche Filme und große Namen von Teilnehmern und Teilnehmerinnen wie Julian Assange, Chelsea Clinton, Edward Snowden, Adam Savage, Lady Gaga, Kanye West, Blondie und viele mehr machen die Konferenz South By South West (kurz SXSW) in Austin, Texas, zum Hotspot für alles, was sich in Sachen Tech, Film und Musik an Innovationen anbahnt. Die große Überraschung blieb in Sachen Technik dieses Jahr aus, dafür wurden aber viele kleinere Services und Tools präsentiert, die klare Trends fuer die nächsten Monate aufzeigen.

Bildschirmfoto 2014-03-21 um 19.06.21Privatsphäre schützen

Wenig überraschend ziehen die Enthüllungen von Edward Snowden technische Konsequenzen nach sich. Neue Services wie Ghostery ermöglichen es Usern mehr Kontrolle über ihre Privatsphäre online zu erreichen. Ghostery zeigt den Usern, welche Websites auf welche Daten zugreifen und berät gleichzeitig Unternehmen dabei, wie sie ethisch korrekt Userdaten nützen können und gibt Informationen über Data-Tracking weiter. Ein zweischneidiges Schwert, das aber mit bereits 20 Millionen Usern vielversprechend klingt.

Self-Tracking

Neben dem Wunsch über die Kontrolle der eigenen Privatsphäre boomen aber auch Self-Tracking-Tools, die genau das Gegenteil des Wunschs nach Privatheit repräsentieren. Das absurdeste, das auf der SXSW beworben wurde, war Nipple.io, ein Sex-Tracking-Tool. User können dort genau über ihr Sexleben Buch führen. Im Vergleich dazu wirken Gesundheits-Tracker und Sport-Tools wie ein alter Hut.

Nipple.io Werbung auf der 6th Street in Austin

Nipple.io Werbung auf der 6th Street in Austin

Kunden ausleuchten

Was Edward Snowden weniger gefallen wird: Die Privatsphäre aushöhlen können Unternehmen mit der fortschreitenden Technologie natürlich auch immer besser. Marketing-Tools, die die “Kunden immer besser kennen” Versprechen eine glorreiche Zukunft für Werbende und Firmen, die ihre Produkte an den Mann und die Frau bringen wollen. Eines davon ist Koupah, das Folgendes verspricht: “You walk into a store, tap your phone, and instantly the store employees know who you are and what your favorite foods or items are.” Das Produkt soll das Service in Geschäften verbessern.

Content Curation und fragmentierte soziale Netzwerke

Das Buzzword schlechthin bei der Konferenz war “Content Curation”. Die unzähligen Inhalte im Netz filtern und für User und Userinnen Sinnvolles auspucken, das wollen heutzutage mehr Services denn je. P. Diddy präsentierte am Mittwoch sein neues “Baby” – Revolt TV, ein “besseres” MTV, das dem Publikum neue Musik und Musik-nahen Content zeigen soll. “I call myself a curator cool”, so Diddy am Podium.

Den Überfluss an Inhalten besser darstellen will Sociyall, das die Social-Media-Plattformen mit einem eigenen Algorithmus abgrast und jedem User seine “Highlights” zeigen soll. So wird auf die Nachteile des Facebook-Algorithmus und der (noch) ungefilterten Netzwerke wie Twitter oder Instagram reagiert.

Was den Nachrichtenkonsum angeht, wird der Markt dezeit überschwemmt mit Services, die den Usern “ihre persönlichen Nachrichten” liefern. Facebook hat es mit Paper vorgemacht, vor wenigen Tagen startete der Yahoo News Digest oder die mittlerweile schon ältere App Circa. In ähnliche Richtungen gehen Plattformen wie delvv.com, das Suchen weiter filtert oder news bayou, das Nachrichten zu bestimmten Orten liefert.

Dazu kommen fragmentierte soziale Netzwerke, die frustrierte Nutzer der big names Facebook oder Twitter abziehen wollen. Egowall soll zum Beispiel das “wirkliche Ich” im Netz repräsentieren. Das spiegelt die Unzufriedenheit jener wider, die ihre virtuelle Identität in den etablierten Plattformen nicht ideal dargestellt sehen. Aroundwire.com wiederum soll ein neues soziales Netzwerk inklusive Handelsplatz sein, bei dem man keine Abgaben an die Plattform zahlen muss.

Neue Bezahlformate

Bitcoin war eines der großen Themen bei der diesjährigen South By South West. Im Panel “The Future Of Money” sprach Fred Ehrsam von Coinbase davon, dass 2014 mit hoher Wahrscheinlichkeit das Jahr sein wird, in dem man bei großen Supermarktketten wie Walmart mit Bitcoin zahlen kann. Obwohl erst vor kurzem die Bitcoing-Börse Mt. Gox pleite ging und es noch große Zweifel hinsichtlich der Sicherheit von Bitcoin gibt, setzen einige Experten auf neue Bezahlformate. Bei der SXSW unterstützte der Rapper Nas öffentlich Bitcoin. (Lisa Stadler aus Texas, derStandard.at, 14.3.2014)

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  • March 21, 2014

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf derStandard.at.

Der US-amerikanische Producer und DJ, der derzeit mehrere Monate in Wien verbringt, über Labels, Clubs in Las Vegas und die österreichische Clubszene

Wenn man sehr viel reist, beginnt man die Städte auch nach ihren Flughäfen zu beurteilen. Jacques Renault schwärmt zum Beispiel vom Wiener Flughafen und preist ihn als einen der besten der Welt. Vielleicht war das ein Grund für ihn, immer wieder mehrere Wochen in Wien zu verbringen.

Die Zeit zwischen seinen Auftritten beträgt für den Producer und DJ meist nur wenige Tage. Städte, in denen Renault eine Zeit lang gelebt hat, waren Washington, Chicago und New York. Aktuell verbringt er die Tage zwischen den Wochenenden für ein paar Monate in Wien. In einer Runde im Riesenrad erzählte er über seine Labels, Clubs in Las Vegas und die österreichische Clubszene.

Jacques Renault ist ein Optimist unter den Musikern

Jacques Renault ist ein Optimist unter den Musikern

derStandard.at: Wie kamen Sie dazu, als House-DJ Ihren Lebensunterhalt zu verdienen?

Renault: Ich habe eigentlich Kunst studiert, aber Musik war immer schon wichtig in meinem Leben. Als ich zum Beispiel nicht mehr Geige spielen wollte, sagte mir meine Mutter: “Ok, aber du musst dir dafür ein anderes Instrument aussuchen. Ganz aufhören mit Musik geht nicht.” Das führte dann dazu, dass ich mit Freunden in diversen Bands Jazz, Punk und klassische Musik spielte, es war wirklich alles dabei. Später war es dann elektronische Musik. Die Arbeit ist alleine auch leichter als in der Band, obwohl ich sehr viele Kollaborationen mache.

derStandard.at: Sie treten auf der ganzen Welt auf. Welche Orte sind derzeit für die Weiterentwicklung von elektronischer Musik tonangebend?

Renault: Es sind immer noch die Klassiker wie New York, London, Paris und Berlin. Aber das ändert sich auch langsam. Immer mehr Labels und gute Events entstehen in kleineren Städten und Orten, die ich nicht erwarten würde. Das hat sicher mit dem Internet, Facebook und all diesen tollen Sachen zu tun. Die Szene geht definitiv in eine globale Richtung. In Amsterdam und Stockholm habe ich letztens geniale Clubnächte erlebt, aber auch in Innsbruck.

Hier geht es zum VIDEO-INTERVIEW mit Jacques Renault.

derStandard.at: Was halten sie von den Riesengagen mancher bekannter DJs?

Renault: Das ist ein Phänomen der letzten Jahre. Ich meine, für die Veranstalter ist es herrlich. Da kommt mittlerweile einfach nur mehr ein Typ mit seinen Platten, CDs oder gar nur mehr dem USB-Stick und bespielt tausende Leute. Bei Bands wie den Rolling Stones muss man noch ein Riesen-Setup dazurechnen und die ganze Entourage. Generell ist aber der Hype um die wenigen Clubs mit den wahnsinnig hohen Gagen wie zum Beispiel die in Las Vegas einfach verrückt. Ich habe schon ein paar Mal in Vegas gespielt, zwar nicht in diesen besagten Locations, und mir diese Welt auch angeschaut. Aber das ist einfach nur extrem artifiziell und absurd. Die Leute gehen dort auch nicht wegen der Musik hin, sondern nur wegen der Location.

derStandard.at: Dass Clubbesucher eher einen Club auswählen und nicht nach dem Lineup gehen, ist auch hier gang und gäbe.

Renault: Ja, das habe ich auch schon bemerkt. Hier sagt man dann zum Beispiel, dass man in die Pratersauna oder die Grelle Forelle geht, und nicht “Wir schauen uns heute diesen oder jenen DJ an”. Das ist okay, im Vordergrund sollte aber die Musik stehen.

derStandard.at: Derzeit gibt es in Wien eine Debatte, dass die Bookings immer kommerzieller werden und der Einheitsbrei größer. Wie nehmen Sie das mit der Sicht von außen wahr?

Renault: Ich denke, das hängt davon ab, was man gerne sehen würde. Generell waren die Bookings, die ich gesehen habe, zum Beispiel letzte Woche mit James Murphy oder vor ein paar Wochen Victor Simonelli aus New York, ziemlich interessant. Dann kenne ich natürlich die Sachen von Johnny von der Deephousemafia und Wolfram und Felix (Fuchs, Anm.), die in den letzten Jahren veranstaltet wurden. Ich habe also eigentlich nur gute Sachen wahrgenommen, die ich selbst auch besuchen würde.

derStandard.at: Welche Wiener Künstler aus Ihrem musikalischen Umfeld finden Sie spannend?

Renault: Wolfram ist sicher einer der wichtigsten, ich kenne ihn auch seit Jahren. Er ist viel international unterwegs, und ich treffe ihn hin und wieder in New York. Seit einigen Monaten lebt ja auch Andrew Butler von Hercules and Love Affair in Wien, es tut sich also was, und Wien muss sich mit seiner Clubszene sicher nicht verstecken. (Lisa Stadler, Maria von Usslar, derStandard.at, 13.3.2014)

Hören Sie hier Tracks, Remixes und Mixes von Jacques Renault im Spotify-Stream:

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  • March 21, 2014

Meine High- und Lowlights des Musik-Teils der South By South West. Von rund 2.000 Konzerten konnte ich leider nur ein paar sehen, in so einem Fall wäre Multilokation ideal.

Snoop Dogg spielte ein paar Kiffer-Nummern und lieferte eine bemerkenswert schlechte Bühnenshow mit einem Mensch, der als Hund verkleidet mit einem riesigen Joint herumwachelt. Die Visuals sahen so aus wie die automatischen Bildschirmschoner aus den 90er-Jahren, nur schlimmer. Fast schon eine Leistung heutzutage. Das Publiukum war gut gelaunt, rastete aber erst aus, als er House Of Pains “Jump Around” brachte. Nicholas Cage schaute vom Balkon aus zu. Alles in allem also eher befremdlich.

Snoop DoggTrotzdem: #foshizzle. Vor allem, weil ich einen guten Platz ganz vorne ergattern konnte.

Wer noch nie bei der #SXSW war: In vielen kleinen Häusern finden Konzerte und Partys statt.

HausDas Epizentrum des Geschehens: Die 6th Street, auf der sich die meisten FestivalbesucherInnen tummeln.

6th street

Bildschirmfoto 2014-03-20 um 20.51.57Der von mir über die Maßen geschätzte A-Trak spielte bei der #MobileMovement Night von Vice und Motherboard ein zuerst skrillexeskes und etwas stadiontechnoides Set, das dann gegen Schluss aber immer besser wurde. Die Visuals konnten von den BesucherInnen selbst gesteuert werden, was sehr lässig war.

ATrakVor der British Music Embassy war die Schlange immer so lang, dass ich mir das Warten nie antun wollte.

british music embassyMein Badge für das beste Outfit geht an die drei hier:

bandJarvis Cocker präsentierte sein neues Buch mit einer wunderschönen Powerpoint-Präsentation, Zeigstock und Soundbegleitung.

Bildschirmfoto 2014-03-20 um 20.56.16P. Diddy präsentierte direkt nach Jarvis Cocker sein “besseres MTV” Revolt TV. Der Kontrast hätte größer nicht sein können.

Bildschirmfoto 2014-03-20 um 20.58.26Chromeo sorgten dafür, dass das hölzere Gebälk des Hype Hotel sich langsam auflöste. Holzspäne und Staub rieselten auf das Publikum nieder. Zum Glück nicht gleich das ganze Dach.

Sohn kam leider verspätet an und hatte technische Probleme. Deswegen spielte er nur zwei Nummern: “The Wheel” und “Artifice”. Für mich trotzdem ein absolutes Highlight. Das Album wird groß groß groß.

  Debbie Harry (68!!!!) hat mit Blondie auf der Bühne gewirkt als wäre sie 20.

Damon Albarn ist leider erwachsen geworden und brachte Gospel-artige Songs, am Schluss auch gemeinsam mit dem Kirchenchor von Austin. Naja …

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  • March 20, 2014