Juke: Neues Musik-Streaming-Service
Autorin: Lisa Stadler, erschienen auf KURIER.at am 20.12.2011
Der KURIER hat sich das im Dezember gestartete Musik-Streaming Portal Juke im Vergleich mit Rara und Spotify genauer angesehen.
Derzeit sprießen die `Streaming Services` ja wie Schwammerl aus dem Boden”, bringt es Walter Gröbchen, österreichischer Musikindustrieauskenner und Labelbetreiber, auf den Punkt. Gerade erst probieren die österreichischen Facebook-Nutzer Spotify aus, schon gibt es noch mehr Angebote: Juke, ein deutsches Unternehmen mit mehrheitlicher Beteiligung der Media-Saturn-Unternehmensgruppe, ist noch sehr frisch am Markt, Rara.com ist ein weiteres ähnliches Portal. Zeit für einen Überblick mit einem neugierigen Fokus auf das noch unbekannte Juke.
Der Einstieg ist leicht: 14 Tage lang kann Juke gratis getestet werden, danach kostet der Spaß 9,99 Euro im Monat. Dafür werden dem Hörer rund 12 Millionen Songs geboten, die entweder am PC im Browser oder am Handy gestreamt werden können oder aber auch im Offline-Modus aus der privat erstellten Mediathek abgespielt werden können. Im Gegensatz zu Spotify braucht man bei Juke keinen Facebook-Account für die Anmeldung. Juke ist komplett werbefrei. Preislich liegt Juke somit gleichauf mit der Premium-Version von Spotify und Rara, die auch 9,99 Euro pro Monat kosten.
Was kann Juke nun eigentlich? Die Klassiker wie Suche und Playlists-Erstellen funktionieren einwandfrei, sowohl am Smartphone als auch am PC. Zudem wird zwischen Mobile App und Browser-Version problemlos synchronisiert. Einzig die Puffer-Zeit, bis ein Track abgespielt wird, lässt den Musikhungrigen ungeduldig werden. Was die Benutzungs-Qualität angeht, ist Juke selbsterklärend, auch das Design sieht nett aus. Der Marketingleiter von Juke, Tobias Brinkhorst bestätigt den ersten Eindruck: “Jetzt in der Startphase konzentrieren wir uns auf das Wesentliche. Einfachheit in der Bedienung ist uns sehr wichtig.”
Rara hingegen entpuppt sich hinsichtlich Bedienerfreundlichkeit als herbe Enttäuschung: Das Design ist abschreckend hässlich und die Benutzung wenig intuitiv. Außerdem hat es Rara geschafft, auch sprachlich daneben zu greifen. Beim Sharen auf Facebook sagt einem das Service “Zeige auf Facebook”, oder die User können ihren Launen entsprechend Musik hören, wie etwa mit der Liste “Mir geht’s prima!”.
Empfehlungen von anderen Usern fehlen bei Juke zur Zeit noch, was wohl daran liegt, dass es kurz nach dem Start noch nicht genug Userdaten gibt. Daran wird aber gearbeitet, so Brinkhorst.
Reichen ein paar Millionen Songs?
Auch der Suche nach Interpreten abseits des Mainstream bleibt Rara hinter Spotify und Juke zurück: Will man zum Beispiel Dirty Doering hören, spucken Juke und Spotify 21 Tracks aus, Rara nur zwei. Bei einem Angebot von 13 Millionen Songs stellt sich aber wahrscheinlich nur für wenige das Problem, dass das Angebot zu gering ist.
Wer nicht weiß, was er hören will, kann sich bei den Juke Charts bedienen, die musikalisch im Kronehit-Style daherkommen, oder auch in eines der Mixtapes zu verschiedenen Themen reinhören. Die Liste “Oh du abstruse Weihnacht” macht zumindest neugierig.
Einsames Musikhören
Anders als bei Spotify fällt die Anbindung an soziale Netzwerke noch spartanisch aus. Einzelne Tracks können bei Juke gar nicht gepostet werden, Rara bietet nur die Sharing-Möglichkeit für Facebook an, nicht aber für Twitter. Brinkhorst teilt uns aber mit, auch hier noch aufholen zu wollen: “Wir werden die Sharing-Funktionen auf jeden Fall ausbauen. Dass man bei Juke aber keinen Facebook-Account braucht, ist ein Vorteil.”
Resümee: genug Platz für alle Services?
Während Rara unter ferner Liefen liegt, erfüllt Juke zumindest die Basisanforderungen für den Streaming-Musikgenuss. Mit einem Überangebot an Musikkonsum-Möglichkeiten im Netz hat es das neue Service aber sicher nicht leicht. Einerseits machen sich größere Kollegen wie Spotify bereits breit, Nischenprodukte wie Soundcloud oder die Mix-Streaming-Portale Mixcloud und Play.fm haben sich bei Special Interest Gruppen etabliert.
“Dass gerade so viele Anbieter auf den Musikstreaming-Zug aufspringen, zeigt, dass hier viel Potenzial liegt. Ich sehe das positiv und denke, dass es dann einfach ein paar Portale nebeneinander gibt.” meint Tobias Brinkhorst. Juke ist sicher etwas für Facebook-Abstinenzler und Normalverbraucher an Musik, die auch bereit sind für ihren Konsum Geld auszugeben. Walter Gröbchen wartet mit seinem Label nüchtern auf das Ergebnis vom nächsten Jahr: “Dass die MusikerInnen von monkey dort mal vertreten sind, ist grundsätzlich gut. Im Detail werden wir uns dann die Abrechnungen 2012 anschauen.”